In Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) hat die Projektgruppe LoCatE an der Medizinischen Hochschule Hannover heute die Online-Broschüre „Über eine räumliche Distanz für einen schwerkranken Menschen sorgen – Empfehlungen für psychosoziale Unterstützungsmaßnahmen für Long Distance Caregivers“ veröffentlicht. Ziel des durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Forschungsprojektes „Versorgung am Lebensende bei räumlicher Distanz (LoCatE)“ war, die Besonderheiten der Fürsorge am Lebensende bei räumlicher Distanz in Deutschland zu erfassen und dabei aufzuzeigen, wie die Entfernung die Fürsorge am Lebensende beeinflussen kann. Zudem sollten Bedürfnisse der Long Distance Caregivers identifiziert werden.
Angehörige in räumlicher Distanz spielen zunehmend wichtige Rolle
Im Vorwort der Herausgeber:innen heißt es: „In unserer strukturell alternden Gesellschaft steigt die Zahl der pflegebedürftigen Menschen stetig an. Viele dieser Menschen werden ausschließlich von ihren Angehörigen gepflegt. Allerdings wird die Pflege von Menschen durch ihre Angehörigen heutzutage durch gesellschaftliche Veränderungen wie Urbanisierung, erhöhte Mobilität auf dem Arbeitsmarkt und Globalisierung verändert. Infolge dieser Trends lebt beispielsweise eine wachsende Zahl erwachsener Kinder nicht mehr am selben Ort wie ihre Geschwister und ihre alternden Eltern. Darüber hinaus haben Menschen mit Migrationsgeschichte, die aktuell 23,8 % der deutschen Bevölkerung ausmachen, mit großer Wahrscheinlichkeit Familie im Ausland. Angehörige, die über eine räumliche Distanz für einen entfernt lebenden erkrankten Menschen sorgen, spielen daher eine zunehmend wichtige Rolle in der Unterstützung und Versorgung von Patient:innen.“
So koordinieren sie beispielsweise aus der Ferne den Tagesablauf ihres erkrankten Familienmitglieds, telefonieren teilweise täglich miteinander oder leisten finanzielle Unterstützung. Wer über eine räumliche Distanz für eine schwerkranke oder sterbende Person sorgt und damit ein Long Distance Caregiver ist, erlebt besondere Herausforderungen. Auch Gefühle der Ohnmacht, Wut, Angst, Trauer, Verzweiflung und Stimmungsschwankungen können mit dieser Entfernung verbunden sein, die es oft nicht möglich macht, schnell zu dem schwerkranken Menschen zu gelangen, betont die Leiterin des Forschungsprojektes PD Dr. phil. Franziska A. Herbst.
Empfehlungen zur Unterstützung von Long Distance Caregivers
Die vorliegenden Empfehlungen für psychosoziale Unterstützungsmaßnahmen widmen sich deshalb explizit der Unterstützung von Long Distance Caregivers, da informell fürsorgende Angehörige bei der Unterstützung der ihnen Nahestehenden oftmals ihre eigenen Bedürfnisse zurückstellen. Die Empfehlungen wurden auf Grundlage empirischer Daten, die innerhalb des Projekts LoCatE erhoben wurden, formuliert und richten sich an professionell und ehrenamtlich Versorgende der ambulanten und stationären Palliativversorgung und Hospizarbeit.
Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin erhalten mit der Ausgabe 06 der Zeitschrift für Palliativmedizin ein Exemplar der neu erschienenen Broschüre. In gedruckter Form wird die Broschüre Ende September vorliegen.
ÜBER EINE RÄUMLICHE DISTANZ FÜR EINEN SCHWERKRANKEN MENSCHEN SORGEN