Hintergrund
Es gibt Situationen, in denen die gezielte Bewusstseinsreduzierung nach bestem Wissen die einzige Möglichkeit der Linderung von Leid darstellt. Besondere Herausforderungen stellen sich dadurch, dass gezieltes Sedieren zum Zweck der Leidenslinderung auf unterschiedliche Weisen und mit unterschiedlichen Auswirkungen auf das Bewusstsein durchgeführt werden kann: vorübergehend oder kontinuierlich (bis zum Tod) und von leichter Schläfrigkeit bis hin zu einer tiefen Bewusstlosigkeit.
Ziel und Inhalt
Die TOOLBOX enthält praktische Handlungshilfen für den Einsatz sedierender Medikamente in der spezialisierten Palliativversorgung (SPV) und soll die Handlungs- und Rechtssicherheit der Mitarbeitenden erhöhen. Die Toolbox umfasst Handlungshilfen zu den Themenbereichen:
- Arzneimittelbezogene Entscheidungshilfen
- Aufklärung und Einwilligung
- Dokumentation
- Ethisch herausfordernde Situationen
- Informationsmaterialien für Patientinnen/Patienten und Angehörige
Eine individuelle klinische Einschätzung der jeweiligen Patientinnen-/Patientensituation kann durch die Materialien nicht ersetzt werden.
Wann kann die Toolbox verwendet werden?
Zur besseren Orientierung, in welchen Fällen die Verwendung der Toolbox sinnvoll ist, kann das SCREENINGTOOL herangezogen werden. Anhand eines Entscheidungsbaums mit drei möglichen Szenarien kann geprüft werden, ob relevantes Material zur Verfügung steht: (1) Ein neues, potenziell sedierendes Medikament soll verabreicht werden, (2) eine Bewusstseinsreduktion auf RASS-PAL<0 wird erwogen, (3) ein möglicherweise medikamentös bedingtes reduziertes Bewusstsein liegt vor.
Zielgruppe
Die Toolbox richtet sich an multiprofessionelle Behandlungsteams der SPV – sowohl im ambulanten als auch stationären Bereich –, die gezielte Sedierung zum Zweck der Leidenslinderung bei schwerstkranken Menschen, deren Erkrankung weit fortgeschritten und nicht mehr heilbar ist, durchführen. Zusätzlich steht Material für Patientinnen/Patienten und Angehörige zur Verfügung, welches bei Bedarf als ergänzendes Informations- und Begleitmaterial ausgehändigt werden kann.
Handlungsempfehlung als Grundlage der Toolbox
Die Toolbox soll die praktische Umsetzung der bestehenden HANDLUNGSEMPFEHLUNG EINSATZ SEDIERENDER MEDIKAMENTE IN DER SPEZIALISIERTEN PALLIATIVVERSORGUNG unterstützen. Die zur Verfügung stehenden Materialien stellen sozusagen eine klinische Übersetzung der Empfehlungen dar und sind daher nur im Zusammenhang mit diesen zu sehen.
Entstehungshintergrund
Das bereitgestellte Material ist das Ergebnis eines wissenschaftlich fundierten Entwicklungsprozesses in Zusammenarbeit eines multidisziplinären Forschungsteams mit klinischen Expertinnen/Experten und interessierten Bürgerinnen/Bürgern als Vertretung der Öffentlichkeit. Die Toolbox ist im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Forschungsteams geförderten Forschungsprojektes iSedPall (FKZ: 01GY2020A-C) entstanden.